paradies spielen (abendland. ein abgesang)

Mit fesselnder poetischer Wucht und starken Metaphern arbeitet sich dieses Stück tief hinein in die offenen Wunden unserer Zeit. Dabei stellt es verblüffende Zusammenhänge zwischen verschiedenen Episoden her, die sich unabhängig voneinander ereignen: Ein Mann liegt mit schweren Verbrennungen auf einer Intensivstation im Koma. Sein überhitzter Körper, an dem giftige Polyesterreste kleben, ist dem tödlichen Kollaps nahe. Angesichts dieser Tatsache sehen sich seine Angehörigen mit der eigenen Ohnmacht konfrontiert. – Eine Gruppe Reisender fährt im ICE durch die mitteleuropäische Landschaft. Man philosophiert in absurd-komischen Beziehungskonstellationen darüber, ob Ruhe oder Bewegung, ob dauernde Veränderung für Mensch und Landschaft günstig seien. Dann bemerken die Passagiere, dass der ICE sämtliche Bahnhöfe überfährt und mit zunehmender Geschwindigkeit einem unbekannten Ziel entgegen rast. Was sollen sie nun tun? – Zwei chinesische Arbeiter entscheiden sich, ihre Heimat zu verlassen. Illegal reisen sie um den halben Globus, um in der italienischen Textilstadt Prato ein neues Leben zu beginnen. Hier sind sie in einer Fabrik zwischen Polyesterstoffen untergebracht und produzieren Mode „Made in Italy“ unter den gleichen Bedingungen wie zu Hause. Gibt es für sie lebbare Alternativen?

„paradies spielen“, ausgezeichnet mit dem Mülheimer Dramatikerpreis 2018, ist nach „paradies fluten“ und „paradies hungern“ der dritte Teil einer Klimatrilogie von Thomas Köck. Sein kraftvoller Text überspringt die Grenzen zwischen Dramatik, Lyrik und Prosa. Er öffnet einen faszinierenden Assoziationsraum und nimmt eine vehemente, kritische Haltung zu den globalen Migrationsströmen, den Brandherden der Welt und zur grenzenlosen Ausbeutung von Mensch und Natur ein.

In dieser Inszenierung kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.

Nominiert zum Nachspielpreis des Heidelberger Stückemarkts 2019
Regie Moritz Peters Bühne & Kostüme Nehle Balkhausen Sound Marc Eisenschink Dramaturgie Bettina Jantzen
1 Stunde, 30 Minuten / Premiere SA 22-SEP-2018

Besetzung

Ein singender Kondukteur
Marianne / Sie
Fred / Der Schneider
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Jon-Kaare Koppe, Philipp Mauritz, Jonas Götzinger, Mascha Schneider, Laura Maria Hänsel, Foto: Thomas M. Jauk
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Jonas Götzinger, Laura Maria Hänsel, Jon-Kaare Koppe, Philipp Mauritz, Mascha Schneider, Franziska Melzer, Foto: Thomas M. Jauk
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Laura Maria Hänsel, Jon-Kaare Koppe, Franziska Melzer, Mascha Schneider, Philipp Mauritz, Foto: Thomas M. Jauk
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Mascha Schneider, Jonas Götzinger, Philipp Mauritz, Laura Maria Hänsel, Jon-Kaare Koppe, Foto: Thomas M. Jauk
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Laura Maria Hänsel, Franziska Melzer, Jon-Kaare Koppe, Mascha Schneider, Philipp Mauritz, Foto: Thomas M. Jauk
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Franziska Melzer, Jon-Kaare Koppe, Laura Maria Hänsel, Mascha Schneider, Foto: Thomas M. Jauk
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Jon-Kaare Koppe, Foto: Thomas M. Jauk
paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Mascha Schneider, Arne Lenk, Jon-Kaare Koppe, Franziska Melzer, Laura Maria Hänsel, Foto: Thomas M. Jauk

„Eine erstaunlich klare, ideenreiche Spiel- und Sprechoper. Erstaunlich, weil Köcks sperrig konstruierter Wortfluss über die ökonomisch-ökologische Katastrophe unserer Gegenwart hier plötzlich sehr greifbare Bilder, Rhythmen und Ziel bekommt.“
Berliner Zeitung, Doris Meierhenrich
„Eine atemberaubende und beglückende Inszenierung.“
Märkische Allgemeine, Karim Saab
„Globalisierung, Kapitalismus, Klimakatastrophe: Die Menschheit fährt sich selbst gegen die Wand. Bei Regisseur Peters tut sie das ungeheuer temporeich und faszinierend präzise choreografiert. Die große Stärke der Inszenierung liegt in ihrer nahezu durchgängig chorischen Umsetzung. Der Chor kommt dabei trotz des Thema keineswegs wuchtig, sondern angenehm leicht daher, dient dem Stakkato des Textes und unterstreicht seinen lyrischen Grundton.“
Berliner Morgenpost, Katrin Pauly
„,paradies spielen‘ in der Regie von Moritz Peters ist hochtourig durchkomponiertes Theater, das sich aller verfügbaren Mittel bedient: ein hochdisziplinierter Chor, übersteuerte Beschleunigungsbeats (Sound: Marc Eisenschink), hysterisch überdrehte Dialoge, Videomaterial. Es wird live gesungen und Kunstblut gibt es auch. Dennoch: ,paradies spielen‘ ist ein gedanklich unerhört dichter Abend. Das liegt an dem sich vor keiner Überforderung fürchtenden Text von Thomas Köck, der keine Silbe dem Zufall überlässt. Und es liegt an dem siebenköpfigen Ensemble, das sich auf den Text stürzt wie auf ein gefundenes Fressen. Jonas Götzinger, Laura Maria Hänsel, Franziska Melzer, Jon-Kaare Koppe, Mascha Schneider, Philipp Mauritz und Arne Lenk, sie alle sind der ,ausgebrannte Chor im ewigen ICE der Spätmoderne‘, aber auch deutlich erkennbare einzelne Figuren.“
Potsdamer Neueste Nachrichten, Lena Schneider
„Die sieben jungen Schauspieler gestalten Köcks Textfläche mit großer rhythmischer Präzision. Sie wechseln so virtuos zwischen distanziertem Vorführen und empathischer Figureneinführung, dass es ein Kunststück ist.“ 
Süddeutsche Zeitung, Mounia Meiborg