Die Natur schlägt zurück
Lebende Pflanzen sind die Stars im Bühnenbild von "eure paläste sind leer (all we ever wanted)."
Die postapokalpytische Erzählung von Thomas Köck „eure paläste sind leer (all we ever wanted)“ wird in Potsdam als ganz besonderes Pilotprojekt inszeniert. Im Rahmen des Förderprojekts Zero der Kulturstiftung des Bundes wird damit eine klimaneutrale Theaterproduktion erprobt. Mit dabei: lebende Pflanzen. Sie ranken aus einem dunklen Tunnel hervor und bahnen sich ihren Weg durch das Menschengemachte, zerstören es regelrecht. Da die Bedingungen im Theater nicht gerade pflanzenfreundlich sind, werden die Sauerstoffproduzent*innen in der Biosphäre Potsdam gehegt und gepflegt. Verantwortlich dafür ist Chefgärtnerin Ivonne Bartsch-Kiesant.
Die gebürtige Potsdamerin arbeitet schon seit über zwei Jahrzehnten in der Biosphäre. Gebaut wurde die Pflanzenschauhalle zur Bundesgartenschau 2001. Nach einem Umbau fand die heutige künstlich angelegte Tropenwelt mit über 20.000 Pflanzen und 140 Tieren dort ein Zuhause. „Nach zwanzig Jahren ist es auch meine Halle geworden“, sagt Bartsch-Kiesant. An ihrer Arbeit gefällt ihr besonders, „dass man relativ schnell ein Resultat hat, an dem man sich erfreuen kann“. Als sie von der Kooperation mit dem Hans Otto Theater erfuhr, hielt sich ihre Begeisterung zunächst in Grenzen. Denn die Pflanzen müssen robust und kompakt transportierbar sein und gleichzeitig lange, kräftige Ranken aufweisen. Eine große Herausforderung. Zumal Bühnenbilder vieles
aushalten müssen. Ausgewählt hat die 47-Jährige bislang Kastanienwein und Efeu. Nun stehen 15 Efeupflanzen vor einem Wall in der Orangerie nebeneinander aufgereiht. Einmal pro Woche werden die Pflanzen gegossen, so dass sie wachsen und lange Ranken entwickeln können, bevor sie zur Premiere in die Schiffbauergasse gebracht werden. Allerdings kann man „Pflanzen nur zu einem gewissen Grade steuern“, erklärt die Gärtnerin. Sie kann versuchen, ihnen optimale Bedingungen zu verschaffen und zu sagen: „Wachst jetzt!“ Aber ob sie das tatsächlich machen, weiß sie nicht. „Und das ist immer die Herausforderung bei Pflanzen. Bei Tieren ist das einfacher.“
Da die Chefgärtnerin praktisch veranlagt ist und gern mit ihren Händen arbeitet, braucht sie mehr als bloße Zeichnungen und Entwürfe für die Umsetzung von Projekten. Das hat sie schon früh bei ihrer Ausbildung im Galabau festgestellt. Um sich eine genaue Vorstellung von den Dimensionen des Bühnenbilds zu machen, wird sie deshalb zum Probenbeginn in die Schiffbauergasse kommen und sich das Modell in voller Größe anschauen. Menschen mag die Potsdamerin nicht besonders, weshalb sie auch noch nicht im Hans Otto Theater war. Privat ist sie gern allein und schaut sich lieber Pflanzen und Tiere an. Eine Vorstellung von „eure paläste sind leer (all we ever wanted)“ wird sie aber auf jeden Fall besuchen.
Leni Roller
erschienen in ZUGABE 02-2024
Die gebürtige Potsdamerin arbeitet schon seit über zwei Jahrzehnten in der Biosphäre. Gebaut wurde die Pflanzenschauhalle zur Bundesgartenschau 2001. Nach einem Umbau fand die heutige künstlich angelegte Tropenwelt mit über 20.000 Pflanzen und 140 Tieren dort ein Zuhause. „Nach zwanzig Jahren ist es auch meine Halle geworden“, sagt Bartsch-Kiesant. An ihrer Arbeit gefällt ihr besonders, „dass man relativ schnell ein Resultat hat, an dem man sich erfreuen kann“. Als sie von der Kooperation mit dem Hans Otto Theater erfuhr, hielt sich ihre Begeisterung zunächst in Grenzen. Denn die Pflanzen müssen robust und kompakt transportierbar sein und gleichzeitig lange, kräftige Ranken aufweisen. Eine große Herausforderung. Zumal Bühnenbilder vieles
aushalten müssen. Ausgewählt hat die 47-Jährige bislang Kastanienwein und Efeu. Nun stehen 15 Efeupflanzen vor einem Wall in der Orangerie nebeneinander aufgereiht. Einmal pro Woche werden die Pflanzen gegossen, so dass sie wachsen und lange Ranken entwickeln können, bevor sie zur Premiere in die Schiffbauergasse gebracht werden. Allerdings kann man „Pflanzen nur zu einem gewissen Grade steuern“, erklärt die Gärtnerin. Sie kann versuchen, ihnen optimale Bedingungen zu verschaffen und zu sagen: „Wachst jetzt!“ Aber ob sie das tatsächlich machen, weiß sie nicht. „Und das ist immer die Herausforderung bei Pflanzen. Bei Tieren ist das einfacher.“
Da die Chefgärtnerin praktisch veranlagt ist und gern mit ihren Händen arbeitet, braucht sie mehr als bloße Zeichnungen und Entwürfe für die Umsetzung von Projekten. Das hat sie schon früh bei ihrer Ausbildung im Galabau festgestellt. Um sich eine genaue Vorstellung von den Dimensionen des Bühnenbilds zu machen, wird sie deshalb zum Probenbeginn in die Schiffbauergasse kommen und sich das Modell in voller Größe anschauen. Menschen mag die Potsdamerin nicht besonders, weshalb sie auch noch nicht im Hans Otto Theater war. Privat ist sie gern allein und schaut sich lieber Pflanzen und Tiere an. Eine Vorstellung von „eure paläste sind leer (all we ever wanted)“ wird sie aber auf jeden Fall besuchen.
Leni Roller
erschienen in ZUGABE 02-2024