JÜDISCHE OSSIS UND DIE KRISEN DER GEGENWART

Ein Mini-Festival mit Lesungen, Gesprächen
und Musik
1953 flohen etwa 500 Jüdinnen und Juden aus der DDR. 70 Jahre später, 2023, öffnete die erste Ausgabe des Mini-Festivals „Jüdische Ossis" im Hans Otto Theater einen Raum, der neue Perspektiven auf die gewohnten Debatten über die DDR und Ostdeutschland bot. Durch die Beschäftigung mit jüdischen Remigrant*innen in der DDR und ihren Nachkommen hören wir jene Stimmen, die besonderen Einfluss auf Kultur und Kunst der DDR hatten - und dennoch ihre Außenseiter blieben.

Vor dem Hintergrund der Ereignisse, die die Weltöffentlichkeit derzeit erschüttern, hinterfragt die Neuauflage des Festivals die aktuelle Situation jüdischen Lebens in Deutschland und weltweit. Den Anfang machen der in Kiew geborene Dmitrij Kapitelman und Manja Präkels, die 2017 mit ihrem autobiografischen Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ Aufsehen erregte. Beide lesen aus ihren Werken und erörtern anschließend im Gespräch mit Stella Leder aktuelle Fragen des Jüdischseins. Außerdem spielt die Band Der singende Tresen (mit Sängerin Manja Präkels). Am Sonntag erzählt Andrej Hermlin, Sohn des Schriftstellers Stephan Hermlin, aus seinem Leben und präsentiert mit Mitgliedern seines Swing Dance Orchestra ein Jazz-Programm. Danach diskutieren Nora Pester und Matthias Küntzel, moderiert von Juliette Brungs, über das Verhältnis der DDR zu Israel und was das für heute bedeutet. Schließlich lesen Ensemblemitglieder des Hans Otto Theaters neue Texte über Krieg und Antisemitismus.


in Kooperation mit dem Institut für Neue Soziale Plastik

FESTIVALPROGRAMM

16-MÄRZ / 20 UHR / REITHALLE
Über Baseballschlägerjahre und Potsdamer Geheimtreffen
Lesung und Gespräch mit Dmitrij Kapitelman und Manja Präkels über Rechtsextremismus
Manja Präkels und Dmitrij Kapitelman lesen aus ihren Ro­manen und sprechen über rechtsextreme Gewalt von den 1990er Jahren bis heute. Im Anschluss spielt Manja Präkels mit ihrer Band Der singende Tresen. Die Schriftstellerin und Musikerin Manja Präkels wuchs in Brandenburg auf. 2017 erschien ihr autobiografisch geprägter Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß", der die letzten Jahre der DDR und die gesellschaftlichen Verwerfungen nach der Wende in einer brandenburgischen Kleinstadt beschreibt. Dmitrij Kapitel­man, Schriftsteller und 1986 in Kiew geboren, kam im Alter von acht Jahren als „Kontingentflüchtling" mit seiner Familie nach Leipzig. 2016 erschien „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters" (HanserVerlag), 2021 folgte „Eine Formalie in Kiew" (HanserVerlag).
MODERATION Nora Pester
17-MÄRZ / 11 UHR / REITHALLE
Ostdeutschland und die Krisen der Gegenwart
Musikalische Matinee mit Andrej und Rachel Hermlin vom Swing Dance Orchestra
Der Musiker Andrej Hermlin wurde 1965 in Ost-Berlin als Sohn des Schriftstellers Stephan Hermlin geboren. 1986 gründete er die Swing Dance Band, aus der 1995 das Swing Dance Orchestra ent­stand, bei dem er seitdem als Bandleader fungiert. Mit dieser Forma­tion veröffentlichte er zahlreiche CDs und trat regelmäßig national und international auf. 2011 erschien sein Buch „My Way - Ein Leben zwischen den Welten" im Aufbau Verlag, aus dem er während des Festivals lesen wird. Und natürlich spielt Hermlin Klavier. Begleitet wird er dabei von seiner Tochter, der Sängerin Rachel Hermlin.
17-MÄRZ / 14 UHR / REITHALLE
Die DDR und Israel – mit Folgen für die Gegenwart?
Lesung und Gespräch mit Nora Pester und Matthias Küntzel, moderiert von Dr. Juliette Brungs (krankheitsbedingte Programmänderung)
Nach einer kurzen Lesung aus dem Werk „Unerklärte Kriege gegen Israel“ des amerikanischen Historikers Jeffery Herf befragt Juliette Brungs den Historiker und Hamas-Experten Matthias Küntzel und die Verlegerin Nora Pester, Sprecherin des „Jahres der jüdischen Kultur in Sachsen 2026". Gemeinsam gehen sie der Frage nach, ob die gegenwärtig zu beobachtende Unterschätzung der Hamas durch viele gesellschaftliche Gruppen auch als Folge der antisemitischen Traditionen und ideologischen Feindseligkeiten der DDR gegenüber Israel verstanden werden kann.
17-MÄRZ / 14 UHR / REITHALLE GALERIE-EMPORE
POST-OST-COMMUNITY, DIE UKRAINE UND DIE DEUTSCHE ÖFFENTLICHKEIT
Publikumsgespräch mit Erica Zingher (Autorin, Journalistin), Pavlo Arie (Konzeptkünstler, Autor, Regisseur) und Masha The Rich Man (Musikerin)
Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine entstehen auch in der Diaspora unterschiedlichste künstlerische Arbeiten, die versuchen das Geschehen zu verarbeiten und dadurch gleichzeitig der Öffentlichkeit einen, teils intimen, Einblick der Auswirkungen auf die Post-Ost Community ermöglichen. Über die Motivation politische Welten in das künstlerische Arbeiten zu integrieren, Bewältigungsmöglichkeiten durch kulturelle Praktiken und das Wechselspiel zwischen Erzählenden und Hörenden sprechen Erica Zingher, Pavlo Arie und Masha The Rich Man gemeinsam mit dem Publikum.
17-MÄRZ / 16:30 UHR / REITHALLE
Schreiben über „die Situation“: NEUE TEXTE ÜBER KRIEG UND ANTISEMITISMUS
Szenische Lesung mit Texten über eine von Ungewissheit und Schmerz geprägte Gegenwart israelischer und in der Diaspora lebender Jüdinnen und Juden. Gelesen von Ensemblemitgliedern des Hans Otto Theaters.
Am 7. Oktober 2023 wurden mit der Terror-lnvasion der Hamas in Israel die schlimmsten Albträume der jüdischen Welt Wirklichkeit. Durch den folgenden Krieg und die zunehmend antisemitische Öf­fentlichkeit in der Diaspora ist kaum mehr abschätzbar, was die Zukunft bringt. Im Projekt „Now where? Wohin jetzt?" des Instituts für Neue soziale Plastik schreiben die israelischen und diasporischen Autor*innen Lena Gorelik, Julya Rabinowich, Hadar Galron, Avishai Milstein, Roy Chen und Maya Arad Yasur zwischen Oktober 2023 und Oktober 2024 kontinuierlich neue literarische Texte über eine von Un­gewissheit und Schmerz geprägte Gegenwart. Schauspieler*innen des Hans Otto Theaters lesen daraus. Begleitet wird die Lesung von Projektionen israelischer Kunst, die nach dem Massaker entstanden ist.
KONZEPT Stella Leder ÜBERSETZUNGEN Matthias Naumann
MIT Laura Maria Hänsel, Janine Kreß, Guido Lambrecht
Das Mini-Festival findet statt im Rahmen des Bundesmodellprojekts
Gefördert vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend
im Rahmen des Bundesprogramm "Demokratie leben"
mit Kofinanzierung von und in Kooperation mit