Samuel Beckett

Samuel Beckett wurde 1906 in Dublin als zweiter Sohn wohlhabender protestantischer Eltern geboren, wo er am Trinity College Sprachen und neuere Literatur studierte. 1927 konnte er für drei Jahre als Englisch-Lektor in Paris arbeiten, war jedoch verpflichtet, danach seine akademische Laufbahn in Dublin fortzusetzen. Infiziert vom freien Pariser Künstlerleben im engen Kreis um James Joyce, kündigte er den ungeliebten Universitätsposten. Er war häufig krank und depressiv. Zwei Jahre unterzog er sich in London einer Psychotherapie und schrieb seinen ersten Roman „Murphy“. Ende September 1936 begab er sich für sieben Monate auf eine Reise ins nationalsozialistische Deutschland und beobachtete, wie so genannte entartete Kunst aus den Museen verschwand. Seit 1937 lebte er in Paris. Die Pianistin SuzanneDeschevaux-Dumesnil wurde seine Lebensgefährtin (1961 Heirat). Zusammen gingen sie nach der Besetzung Frankreichs in die Résistance. 1942 mussten sie nach Südfrankreich fliehen und verbrachten die Zeit bis zum Abzug der Deutschen im Wartezustand in Roussillon. Nach einem halbjährigen Dienst als Dolmetscher beim irischen Roten Kreuz in der Normandie lebte Beckett ab 1946 wieder als freier Schriftsteller in Paris. Seine fruchtbarste Schaffensperiode begann. Er schrieb in Französisch und übersetzte danach seine Texte ins Englische. „Warten auf Godot“ entstand zwischen Oktober 1948 und Januar 1949 und erlebte am 5. Januar 1953 im Théâtre de Babylone, Paris seine Uraufführung. Im gleichen Jahr fanden zahlreiche Inszenierungen in Deutschland (West) statt, die deutschsprachige Erstaufführung am Schlossparktheater Berlin.

Als unumstrittenes Theaterereignis bedeutete der Erfolg eine Wende in seinem Schriftstellerdasein, machte ihn finanziell unabhängig und weltberühmt. Er verfasste Gedichte, Essays, Erzählungen, Romane, Theaterstücke, Hör- und Fernsehspiele. 1969 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Regelmäßig folgte er Einladungen ans Schillertheater Berlin, um seine Stücke zu inszenieren: „Krapp oder Das letzte Band“, „Endspiel“, „Glückliche Tage“ und „Warten auf Godot“ (1975). Samuel Beckett lebte bescheiden und mied den Kunst-und Kulturbetrieb. Er starb 1989 in Paris, fünf Monate nach seiner Frau.

Literaturhinweise:

Deirdre Bair: Samuel Beckett. Eine Biographie
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1994

„Jedesmal, wenn ich zu Becketts Literatur zurückkehrte, war ich geradezu überwältigt davon, wie gegenwärtig der Autor selbst in den Texten war – in Form dessen, was ich die Leben-spendende und Leben-verneinende Dynamik nennen möchte, die in den Beckettschen Charakteren der frühen Arbeiten und in den alles Überflüssigen entkleideten Beckettschen Stimmern des Spätwerk deutlich wird.“
Deirdre Bair, 1989

James Knowlson: Samuel Beckett. Eine Biographie
Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2001

„Beckett wurde häufig als „Miserabilist“ verunglimpft. Dies scheint mir eine Fehldeutung des Menschen und eine Entstellung seines Werks darzustellen. Allerdings war er ernst und oft niedergeschlagen, doch zeigen die Hunderte von Briefen, aus denen ich zitiere, einen Beckett, wie ihn seine Freunde sehr wohl kannten: einen witzigen, widerstandsfähigen Mann, der auf die Widrigkeiten des Lebens oft spontan mit Humor reagierte und mit der Entschlossenheit niemals aufzugeben. Es ging ihm vor allem um sein Werk, und dafür vor allem wollte er durchhalten: jedes Wort wägend, jede Redewendung gewichtend, jeden falschen Ton heraushörend.“
James Knowlson