Ilonka Halász

Ich entdeckte diese Veranstaltung des Hans Otto Theaters Potsdam während der Zeit, die ich, wie viele von uns, zuhause im Homeoffice verbracht habe. Mein letzter Theaterbesuch war schon viel zu lange her und ich sehnte mich nach Abwechslung, Kunst, Literatur und vor allem nach Begegnungen mit Menschen, auch außerhalb meines Arbeitsumfeldes.

Es ist ganz einfach: Spielplan des Theaters anschauen, Karte kaufen und einloggen. Neugierig und offen sein. Bereit sein, sich einzulassen. Ich traf Menschen, die ich vorher noch nie gesehen hatte, in ihren Wohnzimmern. Aufregend und irgendwie auch ganz normal.
Ich hörte unterschiedlichste Gedichte, die sich die Theaterleute für den jeweiligen Abend persönlich ausgesucht hatten. Welch ein Luxus- fast eine Stunde hatten wir die Dramaturg:innen und Schauspieler:innen ganz für uns allein. Wir tauschten uns über Lyrik aus, sprachen über Dinge, die uns gerade jetzt in dieser Zeit bewegen. So lernten wir uns ein wenig kennen. Wünsche nach Zugaben wurden prompt von den Künstler:innen erfüllt und so lauschten wir mit geschlossenen Augen und genossen den Klang der unterschiedlichen Stimmen.

Danke, liebe Mitarbeiter:innen des Hans-Otto Theaters für diese wunderbare Möglichkeit, dem Alltag für eine kurze, aber sehr intensive, Weile zu entfliehen. Der nächste Theaterbesuch kommt bestimmt und ich freue mich, wenn ich „meine“ Schauspielerin oder „meinen“ Schauspieler auf der Bühne wiederentdecken werde.


PS:
Einmal lud ich meine Freundinnen zu einer „Poesie persönlich“ Geburtstagsfeier ein. Dieser Abend inspirierte uns zu regelmäßigen Treffen im Freundeskreis, bei denen wir uns Gedichte vorlesen und miteinander ins Gespräch kommen.

Petra Bläss

Theater digital in Corona-Zeiten – es kann natürlich nur ein Trostpflaster sein für Theaterjunkies im Entzug… Nachdem wir im Frühjahr mit Hans Otto Theater-SchauspielerInnen-Lesungen „Backstage Hans Otto“ gehen konnten, gibt’s jetzt „Poesie persönlich“.
Eine tolle Idee der Potsdamer TheatermacherInnen: Mit einem kleinen Soli-Beitrag kann man sich Zugang zu einem ganz besonderen poetischen Rendezvous mit einer/einem seiner LieblingsschauspielerInnen verschaffen und zugleich Teil einer kleinen Community sein, die sich für eine begrenzte Zeit auf lyrische Texte und deren Interpretation einlässt. Und genau das tut gut in diesen Zeiten - ein Zoom-Meeting der anderen (nicht nervenden) Art in Zeiten des Home Office, das einem sogar die Möglichkeit gibt, in kleiner Runde ein Feedback zu geben.
Ich kann dieses Format nur weiterempfehlen. Es war ein Genuss, Joachim Bergers Interpretationen bekannter Goethe-Texte in so direkter Ansprache erleben zu können. Und unsere kleine Runde war sich einig, dass sowohl der „Zauberlehrling“ als auch die Schülerszene aus dem „Faust“ uns auch heute noch viel zu sagen haben, wenn es um den Umgang mit und Beherrschbarkeit von Wissen geht.
Corona macht Theaterschaffende notgedrungen erfinderisch. Die Chance, sich HOT-Ensemblemitglieder via Zoom in die eigene Stube zu holen und mit ihnen auf poetische Entdeckungstour zu gehen, sollte man sich nicht entgehen lassen!