Anpassung oder Revolte?


Die Regisseurin Konstanze Lauterbach bringt "Das achte Leben (Für Brilka)" in einer eigenen Fassung auf die Bühne.
Regisseurin Lauterbach: Schicksalhafter Kreislauf der Generationen
Konstanze Lauterbach begeistert seit Jahren durch bildstarke und expressive Schauspiel- wie Operninszenierungen. Sofort gefesselt war sie von Nino Haratischwilis knapp 1.300 Seiten umfassender Familiensaga, die für die erfahrene Regisseurin einer der besten Gegenwartsromane seit langem ist. Zum Spielzeitauftakt bringt sie ihre eigene Theaterfassung davon auf die Bühne: „Es ist nötig, die Fülle der Geschichten rigoros zu reduzieren und dabei trotzdem das Fleisch der Figuren nicht zu sehr zu beschädigen. In dieser Verknappung werden die Träume, Sehnsüchte und deren Verkümmerung gezeigt.“ Gemeinsam mit dem Ensemble unternimmt sie eine Zeitreise in ein „blutiges Jahrhundert“. Es entstehen aufwühlende emotionale Porträts der Mitglieder der Familie Jaschi, den Nachkommen eines georgischen Schokoladenfabrikanten. Deren Geschichte beginnt während der Zarenzeit im frühen 20. Jahrhundert und reicht bis ins Europa der Gegenwart.

„Die verschiedenen Generationen dieser Familie starten immer ins Leben, davon überzeugt, einen Neuanfang machen zu können, sich von den Gespenstern der Vergangenheit abzunabeln – und scheitern letztendlich daran. Sie erleben die Vergeblichkeit ihres Aufbruchs.

Biografien werden durch politische Systeme und gesellschaftliche Systemwechsel geprägt oder zerstört. Die Realität von außen bricht ein in das private Leben der einzelnen Figuren, die gezwungen sind, sich anzupassen oder zu revoltieren“, so Lauterbach. Niemand in der Familie scheint das Glück dauerhaft halten zu können. Nur dem jüngsten dieser acht Leben, Brilka, könnte es vielleicht gelingen, aus dem schicksalhaften Kreislauf der Generationen auszubrechen.

Der große Theaterabend eröffnet die neue Spielzeit rund um das Thema „Offenheit“. Erlebbar wird der tiefgreifende Einfluss offener oder geschlossener politischer Systeme auf das zwischenmenschliche Miteinander.

Bettina Jantzen
veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 03-2019