Mascha Schneider

Coole Gangsterin

Mascha Schneider spielt in „Genie und Verbrechen“ die Tochter eines Mafiabosses, die beschließt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Ihr Lachen hört man schon von weitem. Gern wirft sie dabei den Kopf in den Nacken, voller Lebensfreude. Mascha Schneider ist ein Energiepaket. In der ersten Spielzeit der Intendanz von Bettina Jahnke konnte man sie in „paradies spielen“ und „Viel gut essen“ erleben. Dann folgte ein Jahr Elternzeit. Nun ist sie zurück, mitten in einer weltweiten Pandemie und alleinerziehend mit einem Kleinkind. „Ohne meine Mutter, die meine Tochter betreut, könnte ich überhaupt nicht arbeiten“, zeigt sich die 26-Jährige dankbar.

Als philosophierender Engel in „Die Jury tagt“ war sie im Oktober elfmal live auf der Großen Bühne zu erleben, bevor die Inszenierung als Stream ins Internet abwanderte. Aktuell probt sie die Gaunerkomödie „Genie und Verbrechen“. Premiere des Open-Air-Stücks sollte ursprünglich Anfang Mai im Gasometer sein. Hier spielt sie eine der weiblichen Hauptrollen: Amanda, die Tochter eines Mafiabosses, der seinem Kind jede eigene Entwicklung versagt. Amanda führt ein Leben, das sie nicht führen will. Alle Ausbruchsversuche sind vergebens. Eher tötet der Vater die Partner seiner Tochter, bevor er sie ziehen lässt. Amanda flucht gern und erteilt den Männern im Stück klare Befehle. „Sie ist eine taffe Frau, die sich von niemandem aufhalten lässt.“ Unter der Komödie verborgen liege aber auch die Tragik der fehlenden Identität, das sei der Sprache ihrer Figur anzumerken. „Ihre Sätze kommen ungefiltert und fließen endlos aus ihr heraus“, erzählt Mascha Schneider. „Ich stelle mich gern der Herausforderung, so eine coole Killerfrau zu spielen.“

Der gebürtigen Westfälin ist bereits etwas gelungen, was nur wenigen glückt: Sie sprach nur an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ vor und wurde sofort genommen. Meist dauert es Jahre und viele Bewerbungsrunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, bis man einen der begehrten Studienplätze erhält. Ihr Talent fiel schon im Jugendclub des Schauspiels Bochum auf: Sie wurde für eine kleine Rolle in „Liliom“ gecastet und durfte mit den Profis Bühnenluft schnuppern. Dass ihr Weg auf die Bühne so unkompliziert verlief, bezeichnet sie heute als „meine Rettung“. Die Waldorfschule, auf der sie ihr Abitur ablegen wollte, verwehrte ihr nämlich den Schulabschluss. Sie hätte die Abschlussklasse wiederholen müssen. Bei besondere künstlerischer Eignung kann man nämlich auch ohne Abitur die Schauspielschule besuchen. „Jetzt habe ich zwar kein Abi, fühle mich aber trotzdem ziemlich smart“, lacht Schneider.

Mit Amanda hat sie die Fähigkeit gemein, ihrem Unmut lautstark Luft zu machen. „Beim Autofahren kann ich richtig ausrasten. Ich habe das aus Versehen einmal als Sprachnachricht auf dem Handy mitgeschnitten und beim späteren Anhören geschrien vor Lachen darüber, wie ich war“, schmunzelt sie. Seit sie ein Kind hat, versucht sie sich zu bessern. Aber nur privat. Auf der Bühne wird sich das Publikum – wenn die Pandemie es zulässt – an ihren wilden Schimpftiraden erfreuen können.

Elena Iris Fichtner

(Aus: ZUGABE 02 - 2021)