Jürgen Kuttners Videoschnipselabende erfreuen sich auch in Potsdam immer größerer Beliebtheit. 1996 begann der Kulturwissenschaftler und Theatermacher an der Berliner Volksbühne damit, ausgewählte Ausschnitte aus alten Sendungen des DDR- und BRD-Fernsehens zu wechselnden Themen im Theatersaal vorzuführen, wobei er diese „Videoschnipsel“ stets witzig- erhellend, mitunter ausschweifend, aber intelligent anmoderiert – in höchstem Sprechtempo und gnadenlos berlinernd. Mit den Jahren und Jahrzehnten weitete sich der Einzugsbereich des Videomaterials aus – Kuttner operiert inzwischen global: Ausschnitte des chinesischen, indischen oder russischen Fernsehens werden ebenso selbstverständlich eingebaut wie Szenen aus schweizerischen TV-Sendungen oder Hollywood B-Movies. Die Videoschnipselvorträge besitzen längst auch über die Grenzen Berlins hinaus Kultstatus in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Am Hans Otto Theater sind sie nunmehr die dritte Spielzeit in Folge zu erleben.

Nachdem Kuttner zuletzt den Umgang mit Rauschmitteln im deutschen Fernsehen thematisierte und die Wessis in ihrer natürlichen Umgebung erforschte, widmet er sich nun einmal mehr seiner Spezialdisziplin – dem Schlager. Genauer gesagt, dem Kosmos der „Lern-, Mahn- und Wahnschlager“, wie er sie nennt. Dabei kann der studierte Kulturwissenschaftler aus einem reichen Fundus schöpfen, schließlich hat er einer Spielart des Schlagers schon einmal einen ganzen Theaterabend gewidmet („Kollateralschlager“, 2012 am Schauspiel Hannover). Für seine Videoschnipselabende, die er seit 1996 an der Berliner Volksbühne veranstaltet, braucht Jürgen Kuttner nicht mehr als einen Laptop, eine Bühne mit aufgespannter Leinwand und sich selbst. Sie besitzen längst Kultstatus über die Grenzen Berlins hinaus – inzwischen auch in Potsdam.