Regisseurin Anna-Elisabeth Frick im Gespräch

Warum wolltest du dieses Theaterprojekt unbedingt machen?
Alles, was sich um Mutterschaft dreht, wird viel zu sehr an den Rand gedrängt und abgetan nach dem Motto „Familie und das ganze Gedöns“, wie es einst Gerhard Schröder in patriarchaler Manier formulierte. Dabei ist das eigentlich ein Thema, in dem sich zentrale persönliche, gesellschaftliche und auch politische Fragen bündeln. Ich selbst bin letztes Jahr Mutter geworden und hatte diese Vision, mit einem Mikrofon durch die Straßen zu laufen und es in verschiedene Fenster hineinzuhalten. Was dahinter geschieht, ist ja oft kaum zu glauben und konterkariert die stereotypen Bilder. Bei der Recherche für die Produktion war es uns wichtig, eine möglichst große gesellschaftliche Bandbreite abzubilden. Und ich war immer wieder überrascht, wie stark ich mit eigenen Vorurteilen konfrontiert wurde. In einer berühmten Rede spricht David Foster Wallace davon, dass „die offensichtlichsten, allgegenwärtigen und wichtigsten Tatsachen oft die sind, die am schwersten zu erkennen und zu diskutieren sind.“ Dieser Befund ist auch ein Ausgangspunkt für unser Projekt.

Worum geht es dir mit diesem Theaterabend?
Mich interessiert, wie extrem vielfältig Mutterschaft gelebt wird. Und welch große Bandbreite von Emotionen damit verbunden ist. Mit geschönten Idealvorstellungen hat die Wirklichkeit meist nur wenig zu tun. Es gibt bei diesem Thema einen ungeheuren Erwartungsdruck und viele Enttäuschungen. Ich habe immer dieses Bild im Kopf: Einen alten Topf im Garten anzuheben und das ganze Gewimmel von Kellerasseln, Spinnen und anderem Getier ans Licht zu bringen. Es liegt ja so viel im Verborgenen. Sowohl bei den von mir interviewten Müttern als auch bei den Frauen, denen ich deren Geschichten erzählt habe, war immer diese Erleichterung zu spüren: „Wow, es geht nicht nur mir so!“ Oder: „Krass, was andere erlebt haben, dagegen geht es mir ganz gut“. Es bringt also etwas in Schwingung, diese Geschichten zu verbreiten. Wenn man die tatsächliche Situation erstmal möglichst wahrhaftig benennt, ihr Raum und Sprache gibt, kann das von falscher Scham befreien und neue Perspektiven – Möglichkeitsräume – eröffnen. Und so vielleicht auch Mut machen, verkrustete Muster und Einstellungen zu verändern.

Welche ästhetischen Setzungen waren dir wichtig?
Auf der Bühne sind fünf „Muttertiere“ zu sehen, die verschiedene Phasen bzw. „typische“ Situationen von Mutterschaft durchlaufen. Wir beobachten die Muttertiere in ihrem Habitat, das uns einerseits sehr vertraut und andererseits auch wieder fremd erscheint. Ich suche für meine Bühnenwelten keine naturalistischen Bewegungen und Handlungen, sondern immer Übersetzungen, Kondensate; ich nenne das: Tomatenmark. Es geht mir darum, in einer Art Patchwork-Struktur ein Zusammenspiel aus Text, Choreografie, Improvisation, Bühnen- und Kostümbild zu ermöglichen. Dabei soll sich gerade keine Eindeutigkeit, keine homogene Botschaft herstellen, vielmehr können sich deutungsoffene Assoziationsräume auftun, aus wechselnden Konstellationen mit Brüchen, Überblendungen und Irritationen. Es war mir wichtig, den konkreten Geschichten der Interviews die merkwürdige, geheimnisvolle Welt der Muttertiere als Kontrast entgegenzusetzen. Durch die Reibung zwischen diesen verschiedenen Realitätsebenen soll im Kopf der Zuschauer*innen etwas Neues entstehen. Das möchte ich aber nicht vorgeben. Wir wollen insbesondere keine Bewertungen vorgeben. Die Leute im Publikum sind eingeladen, sich ihr eigenes Bild zu machen.

Das Gespräch führte Christopher Hanf

Schauspielerin Laura Maria Hänsel antwortet auf fünf Fragen zur „Mütter!“-Inszenierung

Worum geht es in dem Stück?
Um das titelgebende Thema, das uns alle betrifft, denn wenn wir vielleicht selbst keine Mutter sind – wobei sich hier durchaus auch Väter angesprochen fühlen dürfen- so haben wir alle eine Mutter. „Mütter!“ kreist um alle mit „der Mutter“ näher und ferner verbundenen Themen und Situationen: Sehnsüchte, Verletzungen, Leerstellen, Missverständnisse und die Suche nach dem großen Glück.

Was erwartet einen in dieser Inszenierung?
Die Regisseurin Anna-Elisabeth Frick hat ausführliche Interviews mit Frauen mit den verschiedensten Hintergründen zum Thema geführt und daraus eine Polyphonie aus Antworten komponiert, die an dem Abend zu hören sein wird. Wir haben diese Texte aufgenommen und parallel dazu an einer Bildebene für die Bühne gearbeitet, die diese Antworten aber nicht illustrieren, sondern ergänzen soll und so im besten Fall etwas Drittes entsteht: ein assoziativer Raum, den das Publikum mit seinen ganz persönlichen Geschichten füllen kann, der die Fantasie anregt Denkmuster zu durchbrechen und die Dinge neu zu betrachten.

Warum sollte man sich das Stück unbedingt anschauen?
Weil mit der Mutter alles beginnt. Weil es kein Stück im gewohnten Sinne ist, sondern eine künstlerische Reise abseits bekannter Stadttheaterpfade. Wegen der opulent-irritierenden Ausstattung von Mariam Haas und Sophie Lichtenberg, der Bildkraft der Regisseurin Anna-Elisabeth Frick, der choreografischen Arbeit von Ted Stoffer, wegen meinen Kolleginnen und Kollegen Mascha Schneider, Janine Kreß, Hannes Schumacher und Paul Wilms. Und natürlich auch wegen Ihrer ganz eigenen Mutter.

Was ist ihr Lieblingsmoment in dem Stück?
Mich in einem üppigen Madonnenkostüm mit dem Kopf voran in ewiger Erschöpfung eine Treppe hinunterzuziehen.

Welche Rolle spielen Sie und was ist dabei die besondere Herausforderung?
Die Herausforderung ist es, an dem Abend eben keine Rolle zu spielen. Es gibt keinen Charakter, keine Psychologie. Ich begreife mich im Moment –eine Woche vor der Premiere- eher als eine Farbe in einem sich ständig verändernden Bild. Ich nehme verschiedenste Formen an, bin mal klar umrissen, dann verlaufe ich, mal nehme ich das Bild ein und wirke dann nur als Schatten, um etwas Anderes besser ins Licht zu setzen. Diese Art zu arbeiten birgt für mich ganz neue Möglichkeiten und eine große Freiheit auf der Bühne, die ich sehr genieße.

(erschienen in: Märkische Allgemeine, 8.1.2024)

Textzitate

Die Tonspur dieses Theaterabends ist vor allem auf der Grundlage von Interviews entstanden. Regisseurin Anna-Elisabeth Frick hat dabei mit ca. 40 Frauen über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Mutterschaft gesprochen. Hier einige Auszüge. Den mündlichen Sprachgestus haben wir bei der Transkription in Schriftsprache bewusst beibehalten. Die Zitate sind deshalb grammatikalisch und orthographisch nicht immer korrekt:
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was mich da erwartet. Meine Schwiegermutter hat mir das Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ in die Hand gedrückt und gesagt: „Hier steht alles drin, was du wissen musst“. Danach hab ich mich auch gerichtet. Ich hab mich sehr oft sehr allein gefühlt in dieser ersten Zeit. Habe alles genau durchgelesen und jeden Satz sehr ernst genommen. Hatte ja keinerlei Erfahrungen. (…) Ich hab ganz oft das Wort Instinkt gehört im Zusammenhang im Muttersein. Und irgendwie hab ich das gar nicht. Ich wüsste gar nicht, was zu tun ist. Klar: essen geben. Aber schon allein: was genau? Wieviel? Warm halten. Wie warm? Was anziehen? Da sind so viele Fragen und Entscheidungen.“

„Als Frau kannst du nicht einfach sagen, du willst kein Kind. Du musst einen ausführlichen Plan haben, was du stattdessen willst. Etwas Großartiges.“

„Mein Freund wollte nach der Fehlgeburt in nen all inclusive Urlaub nach Ägypten fahren und ich war noch völlig, auch durch die Hormone ist ja alles ganz verändert, so depressiv irgendwie. Ich lag dann in Ägypten am Strand und dachte nur: „Was mach ich hier? Ich will das alles nicht. Ich will jetzt nicht irgendwie ein fröhliches Leben“. Ich hab mir zuhause einen Altar mir so gebaut, mit diesen zwei kleinen Kerzchen. Es ist also, trotzdem … sind die Kinder immer da.“

„Dieses Gefühl, das ich habe, wenn ich den kleinen Babykörper an mir spüre. Das Gefühl, sich selbst zu umarmen. Ich habe so ein warmes Liebesgefühl in mir dabei. Das ist mit nichts zu vergleichen. Besser als Sex. Ja, wenn ich recht überlege, ist es besser als Sex.“

„Ich finde das so spannend: die Biologisierung, die man erfährt, wenn man Mutter ist. Oder wenn man schwanger ist, dass man ... Es gibt für Männer nicht so‘n Moment, wo die sich so tierisch fühlen. Ich hab mich in der Schwangerschaft so tierisch gefühlt und auch dann beim Stillen. So ein kreatürliches Gefühl. Hab mich wie so‘n Säugetier gefühlt. Ich dachte dann: Ich werde nie wieder einen Tropfen Milch wegschütten! So ein Aufwand ist es, Milch zu produzieren. Wie kann man Milch wegschmeißen? So ein hart produziertes Lebensmittel.“

„Ich hatte nen Vollzeitjob, mit dem ich die Familie ernähren konnte. Von 4 Uhr morgens bis 12. Ich hatte nachmittags Zeit mit meiner Tochter. Und abends, wenn sie im Bett war, hab ich n Fernstudium gemacht. Dass ich dann halb neun unterm Weihnachtsbaum eingeschlafen bin, darüber reden wir jetzt nicht. Es war für diese Lebensphase ideal. Das Kind hat sich, in der ersten Klasse hab ich ein Schnurtelefon neben ihr Bett gestellt, hab sie halb sieben geweckt, die Sachen lagen da, das Frühstück war geschmiert, dann hat sich dieses Kind alleine angezogen, hat das Frühstück eingepackt, ist zu den Nachbarn gegangen und ist dann mit denen zusammen zur Schule gegangen.

„Ich hab oft großes Mitleid, wenn ich Mütter mit kleinen Kindern sehe. Ich weiß, was das bedeutet, wie hart das ist. Und dabei musst du dann noch lustig aussehen und total erfüllt. Und es ist einfach nur höllenhart.“

„Wenn ich mir das aussuchen könnte, würde ich nochmal eine Geburt haben, aber kein Wochenbett mehr. Das Komische war, dass ich neben dem es mir schon so schlecht ging zusätzlich NOCH schlechter ging, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte. Ich müsste doch eigentlich total glücklich sein. Wo war dieses Gefühl? Diese Liebe, von der alle sprachen. Kam erst viel später. Ich fühlte mich leer, vollkommen überfordert und hab die ganze Zeit extrem gefroren. Meine Hebamme sagte: Viel nackte Hautkontakt. Immerzu. Ausziehen und auf die nackte Haut legen. Und ich hab die ganze Zeit gefroren. Und meine Hebamme sagte auch noch: Jaja, die Zeit, in der alles fließt: Blut, Milch und Tränen.“

„Aus Angst was falsch zu machen, hab ich sooo viel falsch gemacht!“

„Ich komm einfach nicht mehr an den dran. Ich hab den richtig verloren. Der sitzt den ganzen Tag im Bett und kommt nur noch zum Essen und zum Klogehen raus. Letztens hab ich den Gouda gemessen, um zu kontrollieren, ob er überhaupt isst. Ich war mir gar nicht mehr sicher. Immer am Handy spielen und Computer. Wirklich den ganzen Tag bis spät in die Nacht. Aber ich weiß auch nicht mehr weiter. Ich hab so viel Bücher gelesen und Ratgeber und dauernd sagen irgendwelche Leute irgendwas, was jetzt total richtig ist und ihnen total geholfen hat: „Sprechen. Liebe vermitteln … Immer wieder…“ Aber das hilft alles nichts. Bei uns … „Streng sein“. Der nimmt mich ja gar nicht ernst. Ich hab einfach gar keine Kraft mehr da irgendwas auszurichten. Ich lass den jetzt einfach. So traurig es ist, aber ich kann nicht mehr.

„Ich muss sagen, dass ich selbst ganz überrascht war. Ich hatte gar nicht damit gerechnet und den Tag eigentlich eher immer herbeigesehnt, wenn er ausziehen würde. Aber als er dann die Matratze und den Lattenrost ins Auto getragen hatte, haben wir beide plötzlich angefangen, total zu weinen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Es ist so über mich gekommen. Ich hatte dann Dienst im Orchester und musste mich so krass zusammenreißen nicht loszuheulen, dass meine Backen richtig weh getan haben. Und auch heute, ich fühl mich so, als ob ich ganz plötzlich keine Mutter mehr bin. So fühlt sich das für mich an. Ich war dann in seiner WG und hab den ganzen Kühlschrank voll gekauft. Musste mich richtig zügeln, dabei ist es ja so gut, dass er jetzt alleine lebt und selbst lernen muss einzukaufen und wie anstrengend das manchmal ist und so. Aber immer wieder überkommt es mich und ich muss so losheulen. Das ist wie, als hätte man mir was aus dem Körper rausgerissen. Einen Teil von mir. Und ich muss erst alles neu lernen. Leben lernen.“

„Bei der Geburt war es ganz hart. Ich war allein mit meinem Bruder und seiner Frau. Und ich hab am nächsten Tag ein Foto meinem Mann geschickt und gesagt: Das ist deine Tochter. Nach zweieinhalb Jahren konnte ich über das Familienzusammenführungsprogramm endlich zu ihm kommen. Nach zweieinhalb Jahren hat mein Mann das erste Mal seine Tochter gesehen. Das war echt hart.“

„Ich würde mich so gerne mehr von den Bildern distanzieren, die es gibt im Bezug auf Mutterschaft. Es ist so schwer. Man wird zugeschissen damit, sobald man den Blick hebt.“

„Jede Geburt ist ein Samen, der in die Erde gesteckt wird. Ein neues Leben keimt heran. Erst seitdem ich selbst Mutter geworden bin, ist mir die Dimension dessen bewusst geworden. Das sind WIR, das sind wir Menschen. Etwas anderes haben wir nicht, als dieses eine Leben. Diesen einen Planeten. Müssen wir dem nicht viel mehr Raum geben, anstatt ihn so stiefmütterlich zu behandeln? Das Kinderkriegen wird in so eine Häkeldecke gehüllt und in eine verschämte Ecke gestellt. Da geht es doch um viel mehr als nur um Wolle-Seide Bodys. Da geht es um Zukunft und um Hoffnung und um LEBEN.“

Natalität

Die bedeutende Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) prägt in ihrem philosophischen Werk „Vita Activa“ den Begriff Natalität und misst dabei dem Vorgang des Geborenwerdens eine für das menschliche Handeln grundlegende philosophische Bedeutung bei. In dem Essay „Die Macht der Gemeinsamkeit“ führt Gesine Schwan u.a. diesen Gedanken aus. Hier einige Auszüge aus diesem Essay:
„Es ist bekannt, dass Arendts politisches Denken von der Vorstellung der antiken Polis inspiriert war. Politik ist für sie nicht Technokratie, nicht Verwaltung oder Bürokratie, sondern gemeinsames Sprechen, das Abgleichen von Interessen mit dem Ziel, gemeinsam handeln zu können. In ihrem grundlegenden philosophischen Werk „Vita Activa“ benennt sie drei prinzipielle Formen der Tätigkeit: „Arbeit“, „Herstellen“ und „Handeln“. Während "Arbeit" und das „Herstellen“ von Produkten auch von Einzelnen praktiziert werden können, gehört das „Handeln“ in die Gemeinschaft. Zum Handeln bedarf es anderer Menschen, deshalb ist es die im Kern politische Tätigkeit. (…)
Wenn Politik im Umfeld vielfältiger, pluraler Vorstellungen, Interessen, Perspektiven geschieht, kann Übereinstimmung nicht erzwungen werden. Man kann nur an die Einsicht und an eine mögliche Gemeinsamkeit appellieren. Arendt geht hier zurück auf den von Aristoteles vorgebrachten Gedanken, dass für ein freiheitliches Zusammenleben die Freundschaft unter den Bürgern von hervorragender Bedeutung ist: Das Sprechen miteinander vereinigt die Bürger zu einer Polis. Durch das Gespräch erst entsteht die Welt als das uns Gemeinsame. Wichtig ist dafür, dass wir uns nicht in Vorurteilen verbarrikadieren, dass wir bereit sind und bleiben, die Welt miteinander zu teilen. Doch muss eine solche gemeinsame Welt nicht eine Illusion bleiben? Zum „Handeln" in Arendts Verständnis gehört, dass es mit anderen Menschen, zumindest mit einem anderen, zusammen geschieht. Handeln heißt dabei auch, Neues anzufangen. Denn etwas herstellen kann man als Wiederholung einer schon einmal ausgeübten Tätigkeit, für das Arbeiten gilt das gleiche. Wenn man sich aber mit anderen zusammentut, um zu handeln, dann geht dem angesichts der Vielfalt der Mit-Handelnden eine Entscheidung für etwas Gemeinsames, Neues und dadurch Unbestimmtes voraus. Arendt bringt dies mit unserer Natalität zusammen, mit der Tatsache, dass wir geboren werden. Mit uns tritt ein neuer Mensch in die Welt, der diesen Neubeginn auf sein Handeln zu übertragen vermag: „Handeln als Neuanfang entspricht der Geburt des Jemand, es realisiert in jedem Einzelnen die Tatsache des Geborenseins.“
(…) Wir sind angewiesen auf freiwillige Vereinbarung, auf eigene Einsicht, auf grundlegende Solidarität, auf das von Arendt so eindringlich geforderte gemeinsame Reden, auf die Fähigkeit zum Neuanfang dank unserer Natalität, auf das Verzeihen, das uns von der Verkettung an die Vergangenheit löst, darauf, unsere Versprechen zu halten. Das alles brauchen wir, um gemeinsam handeln und mit der daraus erwachsenden Macht unsere Welt zu unserem Gedeihen gestalten zu können. Dadurch gewinnen wir Vertrauen zueinander und in die Welt, dadurch schöpfen wir Hoffnung. Die in der deutschen Kultur mit Bach und Mozart aufgewachsene, von den Deutschen in der NS-Zeit verstoßene Jüdin Hannah Arendt sagt das so: „Daß man in der Welt Vertrauen haben kann und daß man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien 'die frohe Botschaft' verkünden: 'Uns ist ein Kind geboren'.“ (https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29507/die-macht-der-gemeinsamkeit-essay/)

Weiterführende Links:

Regisseurin Anna-Elisabeth Frick beschreibt in einem rbb-Radio-Interview ihre Annäherung an das Thema „Mutterschaft“ und nennt einige für den Inszenierungsprozess relevante Aspekte.
Ein gängiges Vorurteil zum Thema Mutterschaft lautet, dass Frauen mit einem speziellen „Mutterinstinkt“ ausgestattet seien. Moderne Forschungen stellen dieses Vorurteil in Frage.
„Kinder bekommen oder nicht?“, ist immer noch eine der zentralen Fragen im Leben vieler Frauen. In ihrem viel diskutierten Roman „Mutterschaft“ aus dem Jahr 2019 geht die kanadische Autorin Sheila Heti genau diesem Thema nach. In einem Interview beschreibt sie zentrale Aspekte dieses Buches.
Für Frauen, die Mütter geworden sind, bedeutet dies oftmals erhebliche Veränderungen auch ihres psycho-sozialen Zustands. Nicht selten kommt es zu Depressionen und Ängsten. Leider werden diese Phänomene vielfach tabuisiert und negativ sanktioniert.