Diesmal öffnet der Künstler Christian Heinze seinen Garten. Bettina Riebesel liest Erzählungen von Marie-Luise Kaschnitz, deren Leben einen besonderen biografischen Bezug zu Potsdam – und zur Berliner Vorstadt – aufweist.

Der 1932 erschienene Roman um das „kunstseidene Mädchen“ Doris, das seine Heimat verlässt, um in der Hauptstadt Berlin sein Glück zu machen, liest sich, als sei er für unsere Zeit geschrieben. Ich-Erzählerin Doris versucht, dem Treiben in der schillernden Metropole das Beste für sich abzugewinnen, geht verschiedene Affären ein und gerät immer wieder in finanzielle Notlagen. Irgendwann zählen nur noch das bloße Durchkommen und die Kompromisse, die sie dafür einzugehen bereit ist. Irmgard Keun gelang mit dieser zeitkritischen Geschichte ein großer Verkaufserfolg. Nur kurze Zeit später landeten ihre Bücher jedoch als „Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz“ auf dem Index. Keuns Wiederentdeckung Ende der 1970er-Jahre kam für die Autorin zu spät.