TROTTER SINGT ERICH MÜHSAM

Konzert von und mit Ralf „Trotter“ Schmidt
zum 89. Todestag von Hans Otto begleitet von Stefan Hoppe (Klavier) und Iljá Pletner (Violine)
Der Schriftsteller und politische Freiheitsaktivist Erich Mühsam (1878 – 1934) kämpfte zeitlebens für eine klassenlose Gesellschaft, und damit für ein Miteinander, das nicht von der Herrschaft der Einen über die Anderen geprägt ist. Alle Menschen – so die anarchistische Utopie Mühsams – sollten tatsächlich die gleichen Rechte und Möglichkeiten besitzen – und das, ohne in eine Stufenleiter der Abhängigkeits- und Machtverhältnisse eingeordnet zu sein. Der Preis, den der Humanist beim Einsatz für diese Idee zahlte, war hoch: Er hatte mehrere Haftstrafen zu verbüßen und starb schließlich im KZ Oranienburg, misshandelt und ermordet durch die Schergen der SS.

Im Verlaufe seines Lebens hat Erich Mühsam nicht nur Geschichte geschrieben, unter anderem als Mitbegründer der im April 1919 ausgerufenen und schon bald darauf blutig niedergeschlagenen Münchner Räterepublik, sondern auch viele Gedichte und literarische Texte. „Ich bin der Freiheit ein Soldat und muss ihr neue Kämpfer werben“: So lautete das beherzte Motto seines literarischen Schaffens, das er zugleich als ein „Archiv meiner seelischen Erlebnisse“ verstanden haben wollte.

Der Musiker und Künstler Ralf „Trotter“ Schmidt hat – nach intensiver Vorarbeit und Recherche - das Meisterstück vollbracht, die Lyrik aus unterschiedlichen Schaffensperioden Erich Mühsams kongenial zu vertonen, um dessen literarisches Wirken der Nachwelt nun auch auf musikalischem Wege nahe zu bringen. In den Liedern vermischen sich politische Themen wie Freiheit, Rebellion und Antifaschismus mit ‚Höchstpersönlichem‘ – mit der Sehnsucht nach Nähe, dem Gefühl der Einsamkeit oder der Suche nach sexuellen Abenteuern, durchaus gerne mit beiden Geschlechtern.

Der Vielfältigkeit von Mühsams Dichtung trägt „Trotter“ Schmidt mit einem breiten Spektrum an musikalischen Stilen Rechnung: Die Bandbreite reicht von Blues und rockigen Balladen über Folk mit Jazzelementen bis hin zur Anklängen an deutsche Arbeiterhymnen.

„Trotter“ begibt sich nicht allein auf diese musikalische Reise hin zu Erich Mühsam, sondern wird dabei von seinen künstlerischen Weggefährten, dem Pianisten Stefan Hoppe und dem ukrainischen Violinisten Iljá Pletner, der auch als Schauspieler tätig ist, begleitet.

Mit diesem abwechslungsreichen und sehr persönlichen Konzert- und Conférence-Abend ehrt das Hans Otto Theater wie alljährlich seinen Namenspatron Hans Otto, der – auf den Tag genau – vor 89 Jahren (ein halbes Jahr vor Erich Mühsams Ermordung) den schweren Verletzungen erlegen ist, die er als Folge von Verhör und Folter durch die SA erleiden musste. Zuletzt war der 33-jährige Schauspieler, seines Zeichens überzeugter Kommunist, von seinen Schindern aus einem Fenster im 3. Stock des Gebäudes der NSDAP-Gauleitung in der Berliner Voßstraße gestürzt worden. Das Hans Otto Theater trägt seit nunmehr 70 Jahren seinen Namen.