Der gute Mensch von Sezuan

von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau
Drei Götter kommen mit dem Auftrag auf die Erde, gute Menschen zu finden – dann könne „die Welt bleiben, wie sie ist“. Doch einfach wird dies nicht. Denn angesichts von Not und Armut, die in der Hauptstadt von Sezuan herrschen, stellt sich die Frage: Wie kann man gut sein?

Der gewitzte Wasserverkäufer Wang versucht, eine Übernachtung für die Götter zu organisieren. Einzig die Prostituierte Shen Te nimmt sie auf und beginnt mit dem großzügigen Obolus ein neues Leben. Doch der er­worbene Tabakladen stellt sie auf die Probe: Menschen, die sie zuvor abgelehnt haben, geben sich als Freund*innen aus und appellieren unmoralisch an ihre Moral. Sie rettet den Flieger Yang Sun vor dem Suizid, gibt ihm Hoffnung und Geld, verliebt sich in ihn und wird schließlich hinters Licht geführt. Trotzdem versucht sie weiter, Gutes zu tun, stößt jedoch schnell an ihre existenzielle Grenze. So bleibt ihr nur die schizophrene Spaltung: „Gut zu sein und doch zu leben / Zerriß mich wie ein Blitz in zwei Hälften.“ Die Götter, erschöpft und ausgelaugt nach langer, erfolgloser Reise, sehen in Shen Te weiter „den guten Menschen von Sezuan“. Doch sie verschließen die Augen vor der Härte des irdischen Lebens. Ihr blindes Manifest „Sei gut“ wird zum unerfüllbaren Dogma, das die Menschen mit einem großen Fragezeichen zurücklässt.

Brecht verlegte die Geschichte in die Hauptstadt der chinesischen Provinz Sezuan, die hier scheinbar zum exotischen Mini-Kosmos aller menschlichen Wünsche, Hoffnungen und Egoismen wird. So schauen wir auf sie und fragen uns: Wie können wir Menschen gut sein? Und müssen wir die Spaltung unserer Persönlichkeit akzeptieren, um nicht zu verzweifeln und weiter an das Gute glauben zu können?
Regie & Bühne Malte Kreutzfeldt Musikalische Leitung Martin Klingeberg Kostüme Katharina Beth Dramaturgie Natalie Driemeyer Trompete Martin Klingeberg Piano, Keyboards Christian von der Goltz Kontrabass Andreas Henze Schlagzeug Kay Lübke
3 Stunden, 20 Minuten, EINE Pause / PREMIERE 6-OKT-2018

MIT

Shen Te
der Wasserverkäufer Wang
der Flieger Yang Sun
Gott / der Schreiner
die Hausbesitzerin
der Babier / der Mann
Suns Mutter / Teppichhändlerin / die Frau
Gott / der Arbeitslose / Teppichhändler
Gott / Polizist
das Kind
Otis Whigham / Dion von Roëll
Der gute Mensch von Sezuan
Der gute Mensch von Sezuan
Guido Lambrecht, Alina Wolff, Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
v.l. Katja Zinsmeister, Kristin Muthwill, Hannes Schumacher, Alina Wolff, Jan Hallmann, Jörg Dathe, Andreas Spaniol (vorn: Otis Whigham), Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
Alina Wolff, Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
Alina Wolff, Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
v.l. Moritz v. Treuenfels, Hannes Schumacher, Jörg Dathe, Marie T. Fischer, Guido Lambrecht, Kristin Muthwill, Jan Hallmann, Andreas Spaniol, Katja Zinsmeister, Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
v.l. Moritz von Treuenfels, Guido Lambrecht, Marie T. Fischer, Hannes Schumacher, Jörg Dathe, Jan Hallmann, Andreas Spaniol, Katja Zinsmeister, Alina Wolff, Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
Alina Wolff, Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
Alina Wolff, Foto: Thomas M. Jauk
Der gute Mensch von Sezuan
v.l. Hannes Schumacher, Moritz von Treuenfels, Jan Hallmann, Andreas Spaniol, Foto: Thomas M. Jauk

Pressestimmen

„Zur feinen Jazz-Musik vom über allem thronenden Jazz-Quintett auf der Empore und untermalt von abgelegeneren Brecht-Eisler-Songs exerziert Malte Kreutzfeldt eine plitschnass unterhaltsame Nummernrevue der Kapitalismuskarikaturen, in der nur Alina Wolff schönstes psychologisches Verzweiflungstheater der zum Guten Entschlossenen und am Systemschlechten Scheiternden vorführt.“
Theater heute, Barbara Burckhardt
„Brechts trockener Didaktik wird mit Spielfreude begegnet. Malte Kreutzfeldt ist eine unverkrampfte Inszenierung gelungen - ganz ohne China-Folklore und traditionelle Brecht-Effekte. Die Botschaft teilt sich trotzdem mit: Sezuan ist eine Stadt, die die Menschen hart macht. Und solche Städte sind überall auf der Welt zu finden.“
kulturradio rbb, Oliver Kranz
„Eine packende Bühnenerzählung. Zehn der elf Schauspieler sind neu in Potsdam. Jeder von ihnen zeigt sich als starker Typ. Ein gelungener Einstand. Die Arbeit von Regisseur Malte Kreutzfeldt dürfte früher oder später durch eine Nominierung zum Berliner Theatertreffen gewürdigt werden.“
Märkische Allgemeine, Karim Saab
„Im Hans Otto Theater hält ein Sound Einzug, der so hier noch nicht zu hören war. Düster, fesselnd, fatalistisch, müde und nimmermüde zugleich. Eine Musik, die sagt: Es muss weitergehen, solange der Trompeter Luft und der Mensch Kraft hat. Den müden, nimmermüden Jazz nimmt man im Kopf mit nach Hause. Und die Lust, mehr von diesem neuen Ensemble zu sehen, auch.“
Potsdamer Neueste Nachrichten, Lena Schneider